Radfahren
Ich fahre seit vielen Jahren regelmäßig von meinem jeweiligen Wohnort zur Arbeit, ich würde also sagen, dass ich nach Wien, Freiburg, Linz und nun Innsbruck einiges von dem kennenlernen durfte mit dem man als Radfahrer so zu rechnen hat.
Persönlich fühlte ich mich nur auf den Bike Highways richtig wohl, die Bike Lanes (Fahrsteifen am Rand von Straßen) haben es in sich. Die Autos halten zwar im Normalfall ausreichend Abstand, allerdings kommt es doch immer mal wieder vor, dass man von aus Nebenstraßen einbiegenden oder dorthin abbiegenden Fahrern übersehen wird und einem der Vorrang genommen wird. Dazu kommt, dass viele Autos hier gigantische Ausmaße haben. Anschaulich habe ich recht oft das Gefühl, als würden wenn ich am Rad sitze meine Schultern gerade noch über den Kühlergrill hinausragen.
Man sollte auf jeden Fall zu jedem Zeitpunkt, und speziell bei der Überfahrt über Kreuzungen, gefühlt noch achtsamer sein als man es ohnehin gewohnt ist, und immer versuchen, Blickkontakt mit dem Fahrer des Autos aufzunehmen. Zumeist wird einem dann auch angedeutet, dass man weiterfahren kann.
Als recht erfolgreich erwies sich dabei für mich die Strategie extrem defensiv aber sichtbar zu fahren. Also nicht knapp am Bordstein entlangschleifen sondern gut sichtbar in der Mitte der Bike Lane. Zusätzlich gilt: Um so knalliger die Bekleidung um so sicherer ist man unterwegs und dennoch nie darauf verlassen, dass man gesehen wurde. Im Zweifelsfall lieber stehenbleiben.
Auch wenn man hin und wieder übersehen wird, die Autofahrer sind in Boulder Radfahrern gegenüber recht freundlich. In den allermeisten Fällen blieben von rechts in meine Fahrtrichtung einbiegende Fahrer für mich stehen und deuteten mir explizit weiterzufahren. Das mindeste was man erwidern kann ist ein kleiner Wink zum Dank – auch dieser wird meist mit einem Lächeln erwidert.
Auf den Bike Highways sollte man ebenfalls aufmerksam bleiben, wenn auch aus anderen Gründen. Diese werden auch von Fußgängern, Läufern, und sogar ein Reh ist mir einmal untergekommen, verwendet. Bei Regen können einige Strecken teilweise überschwemmt sein, auch Äste von Bäumen können auf Kopfhöhe in die Spur ragen. Zur guten Etikette gehört es – wenn man jemanden überholt – dies, sofern man noch nicht bemerkt wurde, mit einem hörbaren „on your left“ anzukündigen. Manche verwenden stattdessen auch die Fahrradklingel, die Blue Bikes des NCAR haben eine solche aber normalerweise nicht.
Allgemein sollte man auch auf Schlaglöcher achten. Diese sind auf Straßen in den USA zumeist allgegenwärtig und können durchaus auch eine Handbreit tief sein.
Wandern
Boulder liegt im Übergangsbereich zwischen den Great Plains im Osten und den Rocky Mountains im Westen. Das Markenzeichen der Stadt sind die direkt westlich angrenzenden Flatirons – eine geologische Felsformation welche ursprünglich flacher Meeresgrund war, aber in die vertikale gedrückt wurden als die Rocky Mountains entstanden. Bereits in diesem Gebiet gibt es viele lohnenswerte Wanderwege zu erkunden. Aufgrund der Nähe zur Stadt wird man dort zwar nie ganz für sich sein, aber das tut der Schönheit der Natur dort keinen Abbruch. Schöne Halbtagestouren sind zum Beispiel Wanderungen zum Royal Arch oder auch zum Bear Peak.
Auch auf den Trails gibt es eine Etikette der zu folgen ich empfehlen würde.
Sehenswertes
Das Zentrum von Boulder ist die Pearl Street Mal zwischen 11. und 15. Straße. In dieser Fußgängerzone finden sich eine Menge Restaurants, Geschäfte und Brauereien.
Bier ist in Colorado ohnehin ein gutes Thema, weißt der Staat doch eine sehr hohe Dichte an (Mikro-)Brauereien auf. Von IPA, Stout, Pils bis hin zu experimentellen Kreationen findet man hier ein vorzügliches Testgelände um seinen Geschmackshorizont zu erweitern. Die Mountain Sun Brewery und West Flanders Brewerie haben zum Beispiel Lokale in der Pearl Street und bieten exzellente Biere an (etwa 7$ pro Pint). Alkohlgenuss ist in Colorado ab 21 Jahren erlaubt, mit einem österreichischen Führerschein hat man normalerweise genug dabei um sich ausweisen zu können (ohne Ausweis gibts nichts alkoholisches).
Einen Spaziergang übers Gelände der University of Colorado Boulder kann ich ebenfalls sehr empfehlen – sehr schön angelegt und entspannt.
Ein guter Startpunkt für Wanderungen, oder aber einen naturnäheren Spaziergang, bietet Chautauqua. Dieser direkt vor den Flatirons angesiedelte Park bietet einen großartigen Blick auf diese Felsformation und viele Trails haben dort ihren Anfang.
Natürlich gibt es in Boulder noch einiges mehr zu entdeckt, es ist ein kleines Kletterparadies, es finden Farmmärkte statt, etc. Allerdings ist das dann doch wieder mehr die Aufgabe eines Reiseführers. Aber einen ersten Überblick hoffe ich verschafft zu haben.