Ein Forschungsaufenthalt in den USA

Das FL2 Gebaeude des National Center of Atmospheric Research (NCAR) in Boulder, USA
Das FL2 Gebäude des National Center of Atmospheric Research (NCAR) in Boulder, USA | Bild: Johannes Horak

Boulder – Allgemeines, Anreise und Unterkunft

Ausblick über einen Teil Boulders vom Royal Arch aus
Ausblick über einen Teil Boulders vom Royal Arch aus

Allgemeines

Die Zeitverschiebung beträgt in diesem Teil der USA -6h UTC, also -8h im Vergleich zur Mitteleuropäischen Sommerzeit.

Klimatisch gibt diese Website ganz gut darüber Aufschluss, was man in etwa zu erwarten hat. Grundsätzlich scheint Boulder im Mittel auf um die 300 Sonnentage im Jahr zu kommen – was ein recht beeindruckender Wert ist. Der wolkenfreiste Teil des Jahres beginnt etwa Anfang Juni, der bewölkteste im Jänner. Zur Zeit meines Aufenthaltes war Wettertechnisch alles dabei. Von knapp unter 0 Grad Celsius bis fast 30 Grad hinauf, Schnee, Regen, klarer Himmel und praller Sonnenschein, aber auch starke Gewitter und Sturm. Es empfiehlt sich also, sich vor dem Aufenthalt über das Klima in diesem Zeitraum zu informieren.

Boulder liegt auf einer Meereshöhe von etwa 1.655 m. Wenn man also nicht gerade regelmäßig im Gebirge unterwegs ist oder auch schon zuhause höher wohnt wird man diese Höhe definitiv spüren. Der Körper ist weniger leistungsfähig – dies sollte man in Betracht ziehen wenn man sportliche Aktivitäten plant.

Hinzu kommt noch, dass die Luft in diesem Gebiet relativ trocken ist – unbedingt ausreichend trinken, subjektiv bekomme ich hier um einiges schneller Durst als anderswo. Zum Glück gibt es am Institut und auch an öffentlichen Plätzen relativ häufig Wasserspender zu finden, das Leitungswasser ist ebenfalls trinkbar. In Restaurants wird auch zumeist ungefragt direkt ein Glas inklusive einer Karaffe Wasser auf den Tisch gestellt.

Wie in den meisten US amerikanischen Städten ist auch die Infrastruktur von Boulder großteils auf Autos ausgerichtet. Das spiegelt sich in der Praxis darin wieder, dass Fußwege sehr lang sein können. Im Gegensatz zu anderen Städten gibt es hier jedoch eine Radfahrkultur welche zum Bau von Radspuren und Radwegen beigetragen hat. Somit hat man eine günstige und schnelle Möglichkeit, die Stadt zu erkunden. Mehr dazu auf der nächsten Seite im Abschnitt „Radfahren“.

Anreise

Flugroute von München/Frankfurt nach Denver International. Quelle: <a href="http://www.wolframalpha.com/input/?i=flight+frankfurt-denver">wolframalpha.com</a>
Flugroute von München/Frankfurt nach Denver International. Quelle: wolframalpha.com

Ich entschied mich aus privaten Gründen mit Lufthansa von München aus anzureisen. Diese bieten für den etwa 10h langen Hinflug eine indirekte Verbindung von München uber Frankfurt nach Denver International an, für die Rückreise gibt es jedoch die Möglichkeit eines direkten Flugs Denver International – München (für welche ich mich auch entschieden habe). Gesamtkosten für den Flug etwa 1100 Euro, dies hängt jedoch stark von der Jahreszeit ab, auch lassen sich manchmal deutlich günstigere Preise erzielen wenn der Reisezeitraum flexibler ist.

Nach der Landung in Denver gibt es schließlich mehrere Möglichkeiten ins etwa 60km entfernt gelegener Boulder zu kommen.

Green Ride
Dies war meine Wahl und hat den Vorteil, dass man direkt zur Adresse in Boulder gebracht wird. Kosten etwa 29$ pro Richtung. Aufgrund einer Vereinbarung mit NCAR erhält man von einem/einer Besuchskoordinator/in einen speziellen Link welcher einen vergünstigten Tarif anbietet. Trinkgeld für den Fahrer nicht vergessen (entweder in Bar beim aussteigen zahlen oder per im vorhinein per Kreditkarte). Der korrekte Ausgang und Abfahrtsort am Flughafen Denver ist in der Buchung gut beschrieben und relativ einfach zu finden.

Super Shuttle
Ein weiterer Shuttleservice, ebenfalls mit Ermäßigung. Den notwendigen Code erhält man ebenfalls vom Besuchskoordinator.

Bus
Eine Variante über die ich erst zu spät erfuhr, die Busline AB scheint Boulder direkt anzusteuern. Dies scheint die günstigste Variante zu sein (9$ pro Richtung), Fahrpläne gibt es auf dieser Website. Von NCAR wird man auf diese Möglichkeit nicht hingewiesen.

Taxi
Die, neben einem Mietauto, vermutlich teuerste Variante zu der ich nichts sagen kann. Eventuell eine Möglichkeit bei sehr ungünstig gelegenen Flugzeiten.

Mietauto
Am Flughafen Denver gibt es eine große Zahl an Autovermietern welche bequem per gratis Shuttlebus erreichbar sind. Am besten bereits im Vorhinein von Europa aus buchen da die zusätzliche Versicherung günstiger zu sein scheint. Persönlich habe ich über billiger-mietwagen.de für die zwei Wochen Urlaub die ich angehängt habe ein Fahrzeug besorgt. Kosten: Etwa 470 Euro, inklusive aller Kilometer, Vollkasko ohne Selbstbeteiligung, Schutz für Schäden an Glas und Reifen, Schutz für Schäden am Unterboden und Haftpflichtsumme über 1 Million US-Dollar.

Unterkunft

Sofern man keine Bekannten vor Ort hat gibt es, soweit ich das sehen kann, vier Möglichkeiten hier ein Dach über dem Kopf zu finden.

NCAR Housing Program
Das Institut steht in Verbindung mit einigen Vermietern die befristet Teile ihrer Wohung/Wohnungen oder auch Häuser zur Verfügung stellen. Was genau man für wie lange benötigt klärt man zunächst mit dem/der Besuchskoordinator/in ab, woraufhin man eine relativ lange Liste mit möglichen Quartieren erhält. In meinem Fall hatte ich bereits im Vorhinein eine Unterkunft gebucht und zu spät von dieser Möglichkeit erfahren. Daher kann ich nichts über die Qualität des NCAR Housing Programs sagen. Die Angebote können unter AirB&B Preisen liegen, aber auch das Niveau von Hotels erreichen.

AirB&B
Meine Wahl fiel aus Preis/Leistungsgründen auf AirB&B. Ich hatte dieses Zimmer bereits länger im Vorheinein gebucht um ein möglichst günstiges Angebot zu finden. Dieses lag in dem für mich relevanten Zeitraum (April/Mai) mit etwa 55$ pro Nacht bei etwa der Hälfte typischer Hotelpreise.

Ich hatte mein eigenes geräumiges Zimmer (inklusive Schreibtisch), Couch, Kommode, und zwei Kleiderschränke. Das Zimmer war, als ich es bezog, in einem ordentlichem Zustand, nicht blitzblank sauber aber in Ordnung. Schlüssel zur Haustür wurde keiner benötigt, es gibt ein Zahlenschloss dessen Code man am Einzugstag erhält. Eine Waschmaschine mit Trockner steht ebenfalls zur Verfügung, außerdem weist das Haus einen Garten inklusive Grill auf. Grundsätzlich konnte ich alles mitverwenden. Außerdem lag das Quartier so, dass ich nur etwa 500m abseits von Fahrradwegen (aber auf ruhigen Straßen) zum 6km entfernten NCAR radeln musste.

In dem Haus wohnten weiters der sehr sportliche Vermieter und sein extrem gutmütiger Hund, ein weiterer AirB&B Mieter welcher ein kleineres Zimmer bezog, sowie ein auf der Couch schlafender Hippie welcher mit nächtlichen Dumpster Ausflügen für einen prall gefüllten Kühlschrank und Gratis Verpflegung sorgte. Wer ein, wie ich finde, nachvollziehbares Problem mit Stehpinklern hat wird mit der einzigen Toilette im Haus wahrscheinlich nicht ganz glücklich werden, auch darf man keine komplet haarfreie Dusche erwarten. Es wird allerdings regelmäßig gereinigt, die Sauberkeit des Badezimmers würde ich mit der Schulnote 2.5 bewerten und bleibt in etwa am gleichen Niveau.

Persönlich habe ich mich dennoch sehr wohl gefühlt, da alle Bewohner äußerst nett waren und ich es einfach als angenehmer empfinde, mit Menschen zusammenzuwohnen als alleine in einem Hotelzimmer zu sitzen. Ich würde dieses Quartier daher definitiv weiterempfehlen solange man mit den oben genannten Umständen klar kommt.

Der Vermieter, Thomas, ist auch gerne bereit Tipps zu Ausflügen zu geben oder einen auch zu seiner Samstäglichen Wanderung mitzunehmen.

Hotels
Wie bereits erwähnt fiel diese Variante für mich aus Kostengründen flach, aber es gibt ja immer mal wieder gute Angebote. Preislich lagen die günstigeren Nächtigungspreise für April und Mai bei etwas über 100$ pro Nacht.

Couchsurfing
Dies ist die einzige mir bekannte Variante wie man eventüll gratis in Boulder (oder sonstwo) nächtigen kann. Allerdings kann dies mit vielen Einschränkungen kommen, zB. kein Zugang zur Wohnung wahrend der Host nicht da ist, etc. Eventüll sollte man auch bereits ein Profil mit Bewertungen vorweisen können um die Chance auf einen Couchplatz zu haben. Man darf wohl auch nicht damit rechnen, dass man bei längeren Aufenthalten immer beim selben Host bleiben kann, üblicherweise sind die Angebote auf ein paar Tage beschränkt.

Johannes Horak
Johannes Horak hat sein Physikstudium an der Universität Wien mit Schwerpunkt Quantennanophysik abgeschlossen. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Ernst-Mach-Institut auf dem Gebiet der Laser-Materie Wechselwirkung. Von Dezember 2015 bis Juni 2020 war er an der Universität Innsbruck tätig und beschäftigte sich mit der feineren Auflösung von globalen Klimamodellen in Gletscherregionen. Beginnend mit Juni 2020 arbeitet er für die Stadt Linz als Stadtklimatologe.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen